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Verweigerte Heimat

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Der deutsche Komponist Léon Jessel lebte von 1871 bis 1942. Durch das Charakterstück 'Parade der Zinnsoldaten' und vor allem die zahllos aufgeführte und mehrfach verfilmte Operette 'Schwarzwaldmädel' ist sein Werk populär geblieben; das Gesamtwerk und letztlich auch er selbst sind dagegen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.

Nach großen Erfolgen bis 1933 waren die letzten zehn Lebensjahre des Komponisten von Tragik und grotesker Fehleinschätzung der eigenen Lage geprägt. Jessel, der bereits 1894 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum christlichen Glauben übergetreten war, stand den Nationalsozialisten auf Grund seiner deutschnationalen Ansichten von Anfang an wohlwollend gegenüber. Diese wiederum schätzten in ästhetischer und inhaltlicher Hinsicht sehr wohl die Werke des 'Volljuden'. Jessel ersuchte gar um Aufnahme in Alfred Rosenbergs 'Kampfbund für deutsche Kultur', wurde jedoch abgewiesen und mit Aufführungsverbot belegt. Nachdem ein privater Brief von ihm abgefangen worden war, in dem er seine verzweifelte Lage geschildert hatte, wurde der Siebzigjährige Ende 1941 zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte vorgeladen und festgenommen. Von der Gestapo schwer misshandelt, verstarb Léon Jessel am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin.

Die Biographie des Musikwissenschaftlers Albrecht Dümling bietet sowohl eine Analyse der Werkentwicklung Jessels als auch eine Beschreibung seines Lebens und Nachwirkens.